Internationale Wissenschaftler:innen schlagen – im Geiste des Hippokratischen Eids – ein planetares Gelöbnis für Gesundheitsberufe vor
Wenn die Erde krank ist, kann der Mensch nicht gesund sein – diese Überzeugung ist die Basis eines neuen „Hippokratischen Eids“, den Vertreter:innen von Gesundheitsberufen aus dem In- und Ausland etablieren möchten – und in der jüngsten Ausgabe des Lancet (September 30, 2020, https://doi.org/10.1016/S0140-6736(20)32039-0) zur Diskussion gestellt haben. Darin steht unter anderem das Bekenntnis, „mein Leben in den Dienst der Menschheit zu stellen und die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen, von denen die menschliche Gesundheit abhängt.“
„Wir haben dieses Gelöbnis entwickelt, weil das öffentliche Bekenntnis, sich für die Gesundheit anderer einzusetzen, ein ganz wichtiger Schritt im Leben von jungen Mediziner:innen und allen anderen Gesundheitsberufen ist“, erklärt Katharina Wabnitz, deutsche Ärztin und Forscherin an der englischen Universität Cambridge. „Wir leben im Anthropozän, dem Zeitalter, in dem der Mensch den Lebensraum Planet Erde massiv verändert. Die menschliche Gesundheit und letztlich das Überleben der Menschheit, wie auch das vieler anderer Arten, sind stark von diesen Entwicklungen bedroht.“
Das Prinzip des „primum non nocere“ (vor allem keinen Schaden zufügen) müsse deshalb erweitert werden auf die Lebensfunktionen des gesamten Planeten. Dieses Grundprinzip des Genfer Gelöbnisses (der modernen Version des ursprünglichen Hippokratischen Eids) ist Standard der Ethik vieler Gesundheitsberufe. „Prinzipien der planetaren Gesundheit sollten in Ethos, Ausbildung und Praxis aller Gesundheitsberufe verankert werden“, ergänzt Sabine Gabrysch, Mitautorin und Professorin für Klimawandel und Gesundheit an der Berliner Charité sowie Abteilungsleiterin am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.
„Menschen, die für die Gesundheit anderer arbeiten“, sagt Martin Herrmann, Mediziner und Vorstand der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG), ebenfalls Mitautor, „genießen großes Vertrauen. Sie sind wichtige Mediatoren zwischen Wissenschaft, Politik und der Öffentlichkeit und können so die für planetare Gesundheit notwendige gesellschaftliche Transformation vorantreiben.“
Die AutorInnen möchten mit ihrem „Planetary Health Pledge“, der zum Abschluss der Berufsausbildung geleistet werden könnte, eine internationale Diskussion zur Verantwortung der Gesundheitsberufe im Anthropozän anstoßen. „Dieser Vorschlag könnte ein wichtiger Anstoß für mehr interdisziplinäre Zusammenarbeit sein, die unabdingbar ist, um die dringenden Herausforderungen gemeinsam und zeitnah zu adressieren“, so Katharina Wabnitz.
Hier geht es zum Beitrag über den „Planetary Health Pledge“ in The Lancet (September 30, 2020): https://doi.org/10.1016/S0140-6736(20)32039-0)
Kontakt:
Katharina Wabnitz, MD, MSc Public Health candidate,
Department of Public Health and Primary Care, The Primary Care Unit, Cambridge Biomedical Campus, Cambridge CB2 0SR, United Kingdom
kjpw2@medschl.cam.ac.uk
Prof. Dr. med. Sabine Gabrysch, MSc PhD
Professor for Climate Change and Health, Charité – Universitätsmedizin Berlin
Head, Research Department 2, Potsdam Institute for Climate Impact Research
sabine.gabrysch@charite.de
Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V. (KLUG)
Martin Wilmen, Büroleiter KLUG
martin.wilmen@klimawandel-gesundheit.de
+49 177 2847467