Eine andere Verkehrspolitik könnte Leben retten
Eine neue Studie – „Health costs of air pollution in European cities and the linkage with transport“ – versucht, den Schaden durch Luftverschmutzung in Städten (Krankheit, Arbeitsausfall und anderes) zu berechnen. Die Untersuchung der European Public Health Alliance (EPHA), die 432 europäische Städte verglichen hat, ist die bisher größte ihrer Art. Sie wurde vom unabhängigen Forschungs- und Beratungsinstitut CE Delft durchgeführt. Die Studie verweist selbst auf methodische Probleme.
Luftverschmutzung ist das größte umweltbedingte Gesundheitsrisiko in Europa, insbesondere in Städten, wo zwei Drittel der Europäer leben. Zwei Drittel der Städte halten die von der WHO empfohlenen Luftqualitätsnormen nicht ein. Feinstaub (PM), Stickstoffdioxid (NO₂) und Ozon (O₃) sind deshalb jedes Jahr für etwa 400.000 vorzeitige Todesfälle in der EU verantwortlich. Den höchsten Anteil der Luftverschmutzung verursacht der Transportsektor. Die höchste Belastung entsteht durch Feinstaub (82,5 Prozent), gefolgt von NO₂ (15 Prozent – hauptsächlich durch Verkehr) und O₃ (2,5 Prozent – durch Verbrennung).
Krankheit und Arbeitsausfall als Folge der Luftverschmutzung verursachen europaweit einen Schaden von 166 Milliarden Euro. Die Zahlen variieren erheblich je nach Stadt. In den Ländern Mittel-und Osteuropas (CEE-Raum) ist die Todesrate durch Luftverschmutzung am höchsten. Südeuropa hat die höchste Rate an chronischen Krankheiten durch schlechte Luft. Aber auch in Deutschland gibt es gravierende Unterschiede: Auf Berlin entfallen laut Studie 5,2 Mrd. Euro pro Jahr. Die Stadt München hat mit 1.984 Euro die höchsten pro Kopf Kosten in Deutschland.
Eine andere Raum- und Verkehrsplanung in den Städten mit einem Fokus auf die Förderung aktiver nicht-motorisierter Mobilität könnte Leben retten. Die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) hat einen Arbeitskreis zum Thema Luftverschmutzung eingerichtet (Kontakt: Anja Behrens, anja.behrens2020@gmail.com)
Die Studie wird am 21. Oktober 2020 in Berlin vorgestellt (Kontakt: antje.heinrich@changing-cities.org)
Die Pressekonferenz wird ab 9 Uhr live gestreamt über https://twitter.com/CCitiesOrg
Link zur Studie: https://epha.org/wp-content/uploads/2020/10/final-health-costs-of-air-pollution-in-european-cities-and-the-linkage-with-transport.pdf