Allianz für Klimawandel und Gesundheit (KLUG) fordert Anpassungen der Infrastruktur
Covid-19 ist noch lange nicht vorbei: Auf eine Phase strenger Ausgangsbeschränkungen folgt nun eine Phase der vorsichtigen Lockerung. Abstandhalten bleibt weiterhin wichtig. Das wird erleichtert, wenn möglichst viele Menschen Massenverkehrsmittel meiden und zu Fuß gehen bzw. das Fahrrad nutzen. Eine Anpassung der innerstädtischen Infrastruktur könnte das unterstützen. Strengere Tempolimits können die Städte für Rad- und Fußverkehr sicherer machen und darüber hinaus die Unfallzahl verringern, wodurch die Intensiv- und Notfallmedizin entlastet würde.
Der Rückzug ins eigene Auto, wie bei Drive-In-Covid-Teststationen, kann auf Dauer keine Lösung sein. Die Deutsche Allianz für Klimawandel und Gesundheit (KLUG), ein Netzwerk von Akteuren und Organisationen aus Gesundheitsberufen, weist darauf hin, dass die Verbrennung fossiler Energien nicht nur klimarelevant ist, sondern auch eines der größten Gesundheitsrisiken weltweit darstellt (Luftverschmutzung führt zu etwa 120.000 vorzeitigen Todesfällen pro Jahr allein in Deutschland) 1. Vorbelastung durch Luftschadstoffe scheint zudem mit höheren Sterblichkeitsraten von Covid-19 Erkrankten in Verbindung zu stehen, wie eine aktuelle Studie aus Harvard2 nahelegt. Wir sollten also alles tun, um die Schadstoffemissionen zu senken.
Der Umstieg auf nicht-motorisierte Verkehrsmittel hingegen hat viele gesundheitliche Vorteile: Er stärkt das Immunsystem und die Psyche, gerade jetzt besonders wichtig, und schützt vor Herz-Kreislauf-Leiden, Atemwegserkrankungen, Übergewicht und Diabetes. KLUG befürwortet deshalb die kurzfristige Schaffung von mehr Raum für den nicht-motorisierten Individualverkehr, für die es bereits mehrere Petitionen gibt – u. a. der Changing Cities -Initiative in Berlin3 oder der Deutschen Umwelthilfe.4 Mobilitätsforscher, Gesundheitswissenschaftler und Psychologen des Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) in Potsdam haben dazu einen Offenen Brief5 an Regierungsakteure auf Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene geschrieben und fordern eine temporäre Mobilitätsstruktur, die Abstand ermöglicht und die Gesundheit fördert. Diese Vorschläge müssen durch langfristige Verkehrskonzepte, die Fuß- und Radmobilität in den Vordergrund stellen, ergänzt werden.
„Verkehrskonzepte, die zur Vermeidung von Emissionen führen, sind eine wichtige Handlungsoption, um dem Klimawandel entgegen zu wirken“, betont Sylvia Hartmann, Ärztin und Vorstandsmitglied von KLUG. „Wenn die Kommunen jetzt die dazu notwendige Infrastruktur erweitern, ermöglichen sie, dass sich die Menschen gesund im öffentlichen Raum bewegen können– nicht nur in Zeiten der Pandemie.“
Kontakt:
KLUG – Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V.
Martin Wilmen, Büroleiter
martin.wilmen@klimawandel-gesundheit.de
Tel. +49 177 2847467
Quellenverzeichnis:
1) https://www.mpg.de/14551647/gesundheitsrisiko-luftverschmutzung
2) https://projects.iq.harvard.edu/covid-pm
3) https://changing-cities.org/fairestrassen/ https://www.duh.de/fahrradstrassen-jetzt/#c76666
4) https://www.duh.de/fahrradstrassen-jetzt/#c76666
5) https://www.iass-potsdam.de/de/blog/2020/04/covid-19-pandemie-sicheren-fussverkehr-und-radfahren-ermoeglichen