Der am 10. September 2019 in London und Medellin (Kolumbien) vorgestellte Bericht Health care’s climate footprint: How the health sector contributes to the global climate crisis and opportunities for action nennt erstmals Schätzungen zum weltweiten Klimafußabdruck des Gesundheitssektors und fordert dessen Klimaneutralität bis 2050. Er stellt die bislang umfassendste Analyse dar, inwieweit der globale Gesundheitssektors zur Klimakrise beiträgt und welchen Anteil Energie, Essen, Narkosegase und Transport daran haben. Der Bericht ist der erste einer Serie zum Thema.
Dem Bericht zufolge, der von Heath Care without Harm in Zusammenarbeit mit Arup herausgegeben wurde, beträgt der Klimafußabdruck des Gesundheitssektors 4,4 % der globalen Nettoemissionen (2 Gigatonnen CO2 Äquivalent/Jahr). Wäre der globale Gesundheitssektor ein Land, wäre er der fünftgrößte Emittent von Klimagasen.
Die direkten Emissionen, d.h. die der Einrichtung und ihres Fuhrparks selbst (scope 1), betragen etwa 17 %, die indirekten Emissionen der Energielieferung für Strom, Wärme, Kühlung (scope 2) etwa 12 %. Den größten Anteil machen die Medizinprodukte (health care supply chain; scope 3) mit 71 % aus. Drei Viertel aller Emissionen werden im Inland erzeugt. Bestimmte Narkosegase tragen in Industrieländern bis zu 1,7 % zum Fußabdruck bei.
Der Anteil der einzelnen Länder an den nationalen Emissionen variiert deutlich und korreliert stark – aber nicht immer – mit den Ausgaben für die Gesundheitsversorgung. Der US Gesundheitssektor ist mit 7,6 % Anteil an den nationalen Emissionen der größte Einzelemittent, sowohl absolut wie auch per Kopf. (Pro Kopf ist er in den USA 57 mal so hoch wie in Indien). In Deutschland beträgt der Anteil 5,2 %, in der EU 4,7 %.
Die USA, China und die EU tragen mehr als der Hälfte zum Fußabdruck im Gesundheitssektor bei (Europa 12%). Über die Hälfte des Fußabdrucks – über alle Bereiche (scopes) – entfällt auf Energie, primär die Verbrennung fossiler Energien.
Der Bericht plädiert für eine Transformation des Gesundheitssektors in Übereinstimmung mit dem 1,5 %-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens.
Zunächst müsse der Gesundheitssektor Verantwortung für seinen Klimafußabdruck nehmen. Er nennt 6 Sofortmaßnahmen für eine nachhaltige Gesundheitsversorgung (“climate smart health care“). Es gäbe viele Beispiele, an denen man sich orientieren könne.
In Deutschland gibt es folgende Initiativen, die zum Ziel haben, den ökologischen Fußabdruck im Gesundheitssektors zu reduzieren:
- Die Initiative Krankenhaus trifft Klimaschutz (KLIK-Projekt) des BUND Berlin und
- Das Projekt Klimaretter Lebensretter der Stiftung viamedica, das die Beschäftigten des Gesundheitswesens für den sorgsamen Umgang mit Energie und Ressourcen sensibilisieren will.
Weitere Informationen:
- Artikel im Ärzteblatt: Nachhaltigkeit: Das grüne Krankenhaus