So der Titel eines Beitrages zu den Kapitalanlagen der Pensionskassen der Ärzte, der am 1. April 2020 in der Süddeutschen Zeitung erschien (https://sz.de/1.4863214). Viele Mediziner wollten wissen, wie ihre Versorgungswerke das eingezahlte Kapital investieren. Hierbei geht es um etwa 115 Milliarden Euro Anlagevermögen.
Die Muster-Berufsordnung der Bundesärztekammer sieht vor, dass Ärzte daran mitwirken sollten, die “natürlichen Lebensgrundlagen” zu erhalten. Auch nach einem Beschluss des Deutschen Ärztetages von 2019 sollen sich die Versorgungswerke an ethische und ökologische Standards halten. Für viele Ärzte sei es aber nicht ersichtlich, ob die Versorgungswerke solche Standards berücksichtigen. Das Problem sei die fehlende Transparenz.
Bei den meisten Versorgungswerken sind die Anlagerichtlinien und das Portfolio nicht öffentlich, auch nicht für die Mitglieder. Begründet wird das mit Geschäftsgeheimnissen. Ob dies Argument trägt, ist aber unklar, denn die Versorgungswerke sind Körperschaften des öffentlichen Rechtes, bei denen nach den Informationsfreiheitsgesetzen der Länder, von Ausnahmen abgesehen, ein Informationsanspruch besteht. Außerdem ist seitens der EU bzw. der Bundesregierung demnächst mit größeren Transparenzanforderungen in Bezug auf Klimakompatibilität von Anlagen und Unternehmen zu rechnen.
“Die Versorgungswerke haben beim Thema Nachhaltigkeit kein klares Konzept”, sagt Christian Schulz, einer der Ärzte. Bis auf wenige Ausnahmen sei die Nachhaltigkeit nicht systematisch in die Kapitalanlage integriert. Dabei ist die Strategie der einzelnen Versorgungswerke wohl unterschiedlich. Die Berliner Ärzteversorgung z. B. hat 2015 beschlossen, aus Kohleunternehmen zu devestieren und das – ein Novum – auch öffentlich kommuniziert. Die Bayerische Versorgungskammer orientiert sich an den “Prinzipien für verantwortliches Investieren“ der UN (PRI). Das sind wohl eher die Ausnahmen und es ist weiterhin nicht transparent einsehbar, wo sie investiert sind.
Das Thema Klimawandel und Gesundheit sollte eines der Schwerpunktthemen auf dem Deutschen Ärztetag in Mainz sein, der jedoch wegen Corona abgesagt werden musste. Das Thema Divestment/Reinvestment steht weiter auf der Tagesordnung. Auch Immer mehr große Investoren denken um und berücksichtigen die Klimarisiken bei ihren Investitionen.
Die nationalen Ärzteverbände der USA, Großbritanniens, Kanadas und Australiens, der Weltärztebund und zahlreiche Gesundheitsorganisationen weltweit haben zum Divestment aus fossilen Energien aufgerufen oder haben verpflichtet, es zu tun. Das renommierte British Medical Journal hat kürzlich eine Divest-Kampagne „Investing in humanity“ gestartet. (https://klimawandel-gesundheit.de/investing-in-humanity/).
Auch bei KLUG steht es weit oben auf der Tagesordnung. Wir veranstalten am 6.4.2020 ein Online-Seminar zum Thema “Divestment im Gesundheitssektor”, wofür man sich hier registrieren kann: https://zoom.us/meeting/register/u5EpdeqorDsoGNdVijbxoWhwitnw3tLNIw
Hier geht es zum Beitrag vom 1.4.2020 in der Süddeutschen Zeitung: https://sz.de/1.4863214