Ungesunde Ernährung ist in Europa für ein Drittel aller vorzeitigen Todesfälle verantwortlich. Gleichzeitig werden globale und regionale Umweltveränderungen durch unser Ernährungssystem hervorgerufen, die zunehmend negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben. Diese Umweltveränderungen, wie die Klimakrise und das Artensterben, haben wiederum einen großen Einfluss auf unsere Ernährungssicherheit: Sie vermindern Ernteerträge und Nahrungsmittelqualität. Ernteausfälle werden mit zunehmender Erderhitzung und den damit verbundenen Extremwetterereignissen immer häufiger, was eine ernsthafte Bedrohung für die Ernährungssicherheit vieler Menschen darstellt.
Folgen für die menschliche Gesundheit
Aufgrund der ungleichen globalen Verteilung von Nahrungsmitteln stellen Unter- und Mangelernährung in vielen Teilen der Welt weiterhin ein großes Problem dar: Drei Milliarden Menschen weltweit haben keinen Zugang zu gesunder Nahrung und über 800 Millionen sind unterernährt. Währenddessen landen in Ländern mit durchschnittlich mittleren und hohen Einkommen zunehmend stark verarbeitete und ein hoher Anteil tierischer Lebensmittel auf den Tellern. Die gesundheitlichen Folgen sind verheerend: Erwachsene und Kinder sind immer häufiger übergewichtig, nichtübertragbare chronische Krankheiten wie Diabetes mellitus, Lungen- und Herz-Kreislauferkrankungen sowie Krebserkrankungen sind auf dem Vormarsch. Sie verursachen neben menschlichem Leid und vorzeitigen Todesfällen auch hohe Kosten für das Gesundheitssystem.
Folgen für die Umwelt
Nicht nur unsere eigene Gesundheit leidet unter unseren Ernährungsgewohnheiten. Auch unsere Umwelt steht durch die Nahrungsmittelproduktion zunehmend unter Druck: Unser Ernährungssystem verursacht etwa 30 Prozent aller menschengemachten Treibhausgasemissionen und ist somit ein wichtiger Treiber der Klimakrise. Auch der größte Teil der Zerstörung noch intakter Wälder und anderer Lebensräume ist vorwiegend auf die Expansion von Agrarflächen für die Lebensmittelproduktion zurückzuführen. Dadurch kommt es auch häufiger zur Übertragung von Krankheitserregern von Tieren auf Menschen, sogenannten Zoonosen wie beispielsweise die Covid-19-Pandemie. Auch das dramatische Artensterben, die Verschmutzung von Luft, Wasser und Böden und die Veränderung von Nährstoffkreisläufen sind zum großen Teil auf unsere Landwirtschaft zurückzuführen. Auch die Nutzung der Meere für industrielle Fischerei trägt durch Überfischung zunehmend zur Zerstörung dieses wichtigen Ökosystems bei.
Den größten Anteil an diesen negativen Umweltwirkungen hat die Produktion tierischer Lebensmittel. Gleichzeitig landen weltweit rund 30 Prozent aller Nahrungsmittel im Abfall oder gehen in Lieferketten verloren. Sie tragen somit zwar zu den negativen Umweltwirkungen des Ernährungssystems, aber nicht zur Ernährung der Menschen bei. Der gedankenlose Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung verschärft die Problematik der Antibiotikaresistenzen und multiresistenten Keime zunehmend, was bis 2050 zusätzliche 10 Millionen Todesfälle verursachen könnte.
Was zu tun ist
Der Schlüssel zur Lösung der gesundheitlichen und ökologischen Probleme im Zusammenhang mit Ernährung ist identisch: der Wechsel hin zu einer vollwertigen, überwiegend pflanzenbasierten Ernährung. Diese beugt Krankheiten und vorzeitigen Todesfällen vor und trägt gleichzeitig entscheidend zum Schutz unserer Umwelt und unserer Lebensgrundlagen bei. Wie eine solche Ernährung aussehen kann, haben Wissenschaftler:innen mit der „Planetary Health Diet“ beschrieben: überwiegend pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte und Nüsse. Milchprodukte nur in Maßen, und Fleisch – insbesondere rotes Fleisch – nur in sehr geringen Mengen. Parallel dazu braucht es nachhaltigere landwirtschaftliche Praktiken, die Klima und Umwelt schonen, sowie die Halbierung der Lebensmittelverschwendung und -verluste.
Die dadurch freiwerdenden Flächen könnten der Natur zurückgegeben werden. So könnten sich auf verwilderten Flächen Ökosysteme und damit die Biodiversität regenerieren, durch Wiederaufforstung und Wiedervernässung von Mooren könnte CO2 aus der Atmosphäre eingefangen werden. Eine diversifizierte Landwirtschaft nimmt Druck aus den Ökosystemen und kann unsere maroden Böden regenerieren.
Wie Sie als Einzelperson oder Organisation aktiv werden können
- Die Veränderung der eigenen Ernährungsweise ist der größte individuelle Beitrag, den ein Mensch zum Schutz der Umwelt leisten kann – so die Einschätzung führender Wissenschaftler:innen. Die Reduktion oder Vermeidung von Fleisch und Milchprodukten ist hierbei der wichtigste Schritt, um den ökologischen Fußabdruck des eigenen Tellers zu reduzieren.
- Die Einbringung des Themas in das eigene (berufliche) Umfeld ist ein entscheidender Aspekt, um eine Multiplikator:innenwirkung zu erreichen. Gespräche zwischen medizinischem Personal und Patient:innen zu Lebensstilveränderungen sollten immer auch das Thema Ernährung beinhalten und können dann je nach Situation auf die gesundheitlichen aber auch auf die ökologischen Vorteile einer pflanzenbasierten Ernährung hinweisen.
- Die Veränderung der Gemeinschaftsverpflegung ist ein wichtiger Schritt hin zur Ernährungstransformation – das Essen in Kantinen und Kliniken sollte gesünder und klimafreundlicher gestaltet werden. Hier kann man Gespräche anstoßen und hat häufig mehr Einfluss als vielleicht vermutet.
- Und schließlich benötigen wir Engagement auf politischer Ebene: Gesetzliche Rahmenbedingungen müssen so verändert werden, dass gesundes und umweltfreundliches Essen breit verfügbar und bezahlbar wird. Auch wir bei KLUG und Health for Future setzen uns für die Ernährungswende und gesündere Ernährungsumgebungen ein und freuen uns über Unterstützung und aktive Mitarbeit.
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