Die Klimakrise ist eine wachsende Bedrohung für alles Leben auf dieser Welt. Laut dem Sechsten Sachstandbericht des Weltklimarats (IPCC) stellt Hitze in Europa und Deutschland das größte Risiko für unsere Gesundheit dar. Bereits heute versterben in Deutschland jährlich tausende Menschen im Zusammenhang mit extremer Hitze – zuletzt etwa 4.500 im Sommer 2022. Aufgrund der mit der Klimakrise einhergehenden Erderwärmung kommt es zu häufigeren, längeren und intensiveren Hitzeperioden.
Die Klimawirkungs- und Risikoanalyse 2021 des Umweltbundesamtes für Deutschland benennt sehr deutlich die Szenarien, auf die wir uns bei unverändertem Treibhausgasausstoß einstellen müssen: Im pessimistischen Szenario sind zum Ende des Jahrhunderts über 40 heiße Tage pro Jahr zu erwarten, also Tage, an denen an die Lufttemperatur 30 Grad Celsius oder mehr beträgt. Das bedeutet 28 heiße Tage mehr als im Zeitraum von 1971 bis 2000. Aber auch noch in dieser Dekade sind hierzulande Hitzeereignisse bisher nicht bekannten Ausmaßes wie im Sommer 2021 in Kanada oder Südeuropa möglich.
Folgen für die menschliche Gesundheit
Bereits heute hat Hitze ernsthafte Folgen für die Gesundheit von Menschen in Deutschland. Allein während der Hitzewelle im Jahr 2003 starben in Deutschland rund 9.500 Menschen, in den Jahren 2018 bis 2020 kam es erstmals in drei aufeinander folgenden Jahren zu einer signifikanten Übersterblichkeit durch Hitze mit insgesamt fast 20.000 Todesfällen. Im Sommer 2022 sind nach Schätzungen des RKI in Deutschland 4.500 Menschen durch die Hitze gestorben, in Frankreich waren es sogar 10.000. Dabei stellen die Todesfälle nur die Spitze des Eisbergs dar: Während Hitzeperioden wird das Gesundheitssystem verstärkt in Anspruch genommen, es kommt zu vermehrten Krankenhauseinweisungen und Menschen sind in ihrer Produktivität und ihrem Wohlbefinden stark eingeschränkt.
Besonders anfällig sind ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen, wie z.B. Herz-Kreislauf- oder Atemwegserkrankungen, Diabetes und neurologischen Erkrankungen. Aber auch Schwangere, Säuglinge, Kleinkinder und alle, die im Freien arbeiten oder Sport treiben, sind speziell gefährdet. Häufig betreffen hitzebedingte Erkrankungen und Todesfälle alleinstehende, sozial isolierte Menschen sowie Obdachlose und Menschen in ungünstigen Wohnsituationen. Aufgrund des Wärmeinseleffekts sind Menschen in der Stadt grundsätzlich stärker bedroht.
Deutschland ist nicht vorbereitet
Das Risiko für Gesundheitsgefährdungen durch Hitzewellen steht im starken Kontrast zum Stand der Vorbereitung in Deutschland. Der Lancet Countdown Policy Brief für Deutschland 2021 konstatiert: Deutschland ist für den Katastrophenfall durch große Hitzewellen nicht gerüstet. Erst wenige Kommunen haben bisher Hitzeaktionspläne zum Schutz der Gesundheit umgesetzt, wobei die zentrale Einbindung von Akteur:innen aus dem Gesundheitssektor noch nicht ausreichend gelungen ist. Auch fehlen umfassende Hitzemaßnahmenpläne in Einrichtungen des Gesundheits- und des Sozialwesens, in denen sich vulnerable Menschen aufhalten, betreut oder behandelt werden oder ihren dauerhaften Wohnsitz haben.
Was zu tun ist
Verpflichtende Hitzemaßnahmenpläne in Einrichtungen des Gesundheitswesens sowie Hitzeaktionspläne auf kommunaler Ebene und Landesebene sind der Schlüssel für einen effektiven Schutz der Bevölkerung. Langfristig müssen stadtplanerische und bauliche Maßnahmen in Kommunen und Gesundheitseinrichtungen Hitzeresilienz und Klimaneutralität zum Ziel haben.
Damit Hitzeschutz funktioniert, braucht es lokale Hitzeschutzbündnisse, in denen wichtige Gesundheitsakteur:innen zusammenarbeiten: Kliniken, Pflegeheime und ambulante Pflegedienste, niedergelassene Ärzt:innen, der Öffentliche Gesundheitsdienst, Apotheken sowie Rettungsdienste und der Katastrophenschutz. Auch zivilgesellschaftliche Gruppen, Vereine und Nachbarschaftsinitiativen spielen eine wichtige Rolle in der Aufklärung, Prävention und Ansprache von Risikogruppen.
KLUG unterstützt Gesundheitseinrichtungen und kommunale Akteur:innen bei der Bildung von Hitzeschutzbündnissen und berät sie bei der Planung und Umsetzung von Hitzeschutzmaßnahmen.
Wie Sie in Ihrer Kommune oder Gesundheitseinrichtung aktiv werden können
- Setzen Sie sich mit dem Thema Hitze und Hitzeschutzmaßnahmen auseinander, um sich selbst und andere schützen zu können. Nutzen Sie beispielsweise das Informationsangebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung oder die Kurzvideos und Begleitmaterialien für Gesundheitsberufe von KLUG.
- Setzen sie Hitzeschutz auf die Agenda. An Ihrem Arbeitsplatz, in Ihrem Verein, in Ihrer Kommune. Fragen Sie: Was wird bisher getan? Was muss noch passieren? Regen Sie die Entwicklung von Hitzeschutzkonzepten und Maßnahmenplänen an. Sprechen Sie Verantwortliche an und setzen kurzfristige Maßnahmen in Ihrem eigenen Verantwortungsbereich um.
- Vernetzen Sie sich mit anderen Akteur:innen in Ihrer Einrichtung oder Ihrer Kommune. Ärzt:innen, Pflegekräfte, nicht-medizinisches Personal, aber auch Kolleg:innen im Öffentlichen Gesundheitsdienst, Verantwortliche in der Kommune oder Betrieben, Schulen, Kitas und Sozialeinrichtungen sind wichtige Mitstreiter:innen. Tauschen Sie sich aus und lernen Sie miteinander.
- Abonnieren Sie den Newsletter „Hitzewarnungen“ des Deutschen Wetterdienstes, um über anstehende Hitzeereignisse informiert zu werden.
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Kontakt
Bei Fragen zum Thema Hitze wenden Sie sich bitte an hitzeschutz@klimawandel-gesundheit.de.