Die globale Ernährungskrise verschärft sich. Durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, Dürren und Extremwetterereignisse steigen die Preise. Millionen Menschen hungern, während Lebensmittel, Düngemittel und Treibstoff immer teurer werden. Die Politik muss dringend handeln, mahnen Wissenschaftler:innen in einem heute veröffentlichten Positionspapier. Sie schlagen drei konkrete Maßnahmen vor, um das Ernährungssystem resilienter, fairer und nachhaltiger zu gestalten.
Der Verzehr tierischer Lebensmittel und die große Zahl von Nutztieren verstärken maßgeblich die Ernährungsunsicherheit weltweit und beschleunigen gleichzeitig globale ökologische und gesundheitliche Krisen, so die Wissenschaftler:innen. Laut ihnen sollten deswegen politische Entscheidungen all diese Krisen gemeinsam angehen. Als Ziel für Deutschland fordern sie ein Ernährungssystem, dass die planetaren Grenzen einhält und das Erreichen der nachhaltigen Entwicklungsziele gewährleistet. Dafür müssen deutlich weniger tierische Lebensmittel und mehr gesunde pflanzliche Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Vollkorngetreide oder Hülsenfrüchte konsumiert werden. Außerdem sind eine Reduktion von Nutztierzahlen und der Ausbau und die Diversifizierung des Anbaus pflanzlicher Lebensmittel in Deutschland notwendig, so das Positionspapier.
Die Wissenschaftler:innen sehen großes Potential in einer solchen Umstellung: ca. 75% der Treibhausgasemissionen im Ernährungs- und Agrarsektor könnten damit reduziert werden, außerdem versprechen sie sich eine Reduktion der vorzeitigen Sterblichkeit in Deutschland um bis zu 20%, das entspricht bis zu 177.000 Todesfällen pro Jahr. Um darauf hinzuarbeiten schlagen sie drei konkrete Hebel vor:
- Einen Transformationsfonds, um Gemeinschaftsverpflegung zu verbessern, Landwirte im Umstellungsprozess hin zu einer verstärkten Produktion pflanzlicher Lebensmittel zu unterstützen sowie den Umbau zu einer Tierhaltung mit höheren Tierwohlstandards und geringeren Tierzahlen zu fördern.
- Kurzfristige Entlastungspakete für Verbraucher:innen, insbesondere die zeitnahe Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte und die Einführung einer Tierwohlabgabe auf Fleisch und weitere Tierprodukte. Die mittelfristige Einführung von Lenkungsabgaben, damit Preise auch indirekt verursachte Umweltschäden widerspiegeln.
- Den Aufbau von Institutionen zur Transformation des Ernährungssystems, wie die dauerhafte Etablierung einer Zukunftskommission Ernährung und Landwirtschaft.
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