Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderung (WBGU) hat kürzlich ein Diskussionspapier mit dem Titel “Planetare Gesundheit: Worüber wir jetzt reden müssen” veröffentlicht.
Diskussionspapier: https://www.wbgu.de/fileadmin/user_upload/wbgu/publikationen/factsheets/fs10_2021/wbgu_ip_2021_planetare_gesundheit.pdf
Ziel dieses Vier-Seiten-Berichts ist es, eine Diskussion über die Rolle der Gesundheit bei der globalen Transformation zur Nachhaltigkeit anzuregen. Die Erkenntnisse und Anregungen aus diesem Dialogprozess werden in den neuen Leitbericht einfließen, der derzeit erarbeitet wird und voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte 2023 erscheinen soll. Die erste öffentliche Präsentation und Diskussion des neuen Papiers am 14. Dezember ist Teil dieses Dialogprozesses.
Die COVID-19-Pandemie hat uns gezeigt, wie verletzlich wir sind und wie eng wir mit der Natur verbunden sind. Gesundheit ist keine Selbstverständlichkeit. Nehmen wir die Voraussetzungen für ein gesundes Leben ernst genug? Oder gefährden wir als Zivilisation systematisch unsere Gesundheit?
Gesunde Menschen als Teil einer gesunden Erde
In den letzten Jahrzehnten hat sich mit zunehmendem Wohlstand auch die Gesundheit der Menschen weltweit verbessert, doch nicht alle haben davon profitiert. In ärmeren Bevölkerungsgruppen verursachen Infektionskrankheiten sowie Mütter- und Kindersterblichkeit immer noch viel vermeidbares Leid. Zunehmend wirken sich die Wohlstandsgewinne jedoch selbst negativ auf die Gesundheit aus: zum einen als “zu viel des Guten” durch übermäßigen Konsum von Nahrungsmitteln und Verdrängung körperlicher Aktivität aus dem Alltag, zum anderen als schädliche Begleiterscheinungen in Form von Luftverschmutzung und Umweltgiften. Infolgedessen sind Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Diabetes, Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen weltweit auf dem Vormarsch. Nicht zuletzt hat unsere ressourcenintensive Lebensweise mit ihren immensen Emissionen von Treibhausgasen, der Zerstörung natürlicher Lebensräume und der zunehmenden Verschmutzung von Land und Meer zu einer planetarischen Krise geführt. Sie bedroht die natürlichen Lebensgrundlagen auf der Erde und damit die Gesundheit aller Menschen. Hitzewellen, katastrophale Überschwemmungen und Pandemien führen uns drastisch vor Augen, dass unsere Gesellschaft auf funktionierende Ökosysteme und ein stabiles Klima angewiesen ist. Die planetarische Krise könnte darüber hinaus den Zusammenhalt unserer Gesellschaften bedrohen und die Gesundheitssysteme überfordern. Die Krise bietet uns aber auch die Chance, unsere Vorstellung von Wohlstand und Fortschritt zu überdenken, mit Gewohnheiten zu brechen und unsere Gesellschaften gerechter, nachhaltiger und gesünder zu machen. Da die zunehmenden Umwelt- und Gesundheitsprobleme oft gemeinsame Wurzeln haben, können bei den Lösungsansätzen Synergien gefunden werden. Wir befinden uns an einem Scheideweg. Gesellschaft, Wirtschaft und Politik müssen Verantwortung übernehmen und einen umfassenden Wandel einleiten, der zu einem gesunden menschlichen Leben auf einem gesunden Planeten führt.
Zehn Kernpunkte für die Debatte
Der WBGU hat zehn Schlüsselthemen im Umgang mit der planetarischen Gesundheit identifiziert und zu jedem Thema eine Reihe von Fragen entwickelt. Diese Fragen sollen eine Debatte zum Thema anregen und dazu ermutigen, sich an den Entwicklungen zu beteiligen. Im Zuge der laufenden Arbeiten an einem Gutachten zum Zusammenhang von Gesundheit und globaler Nachhaltigkeit wird der WBGU verschiedene Veranstaltungen organisieren, auf denen die genannten Fragen diskutiert werden können.